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Wir und das Paulaner Zwickl

Überraschung, die Bayern sind mal wieder Meister! Das Bier-Angebot unseres lokalen Brauhauses erinnerte uns daran und an die Tatsache, dass sich neben teuren Fussballern sich auch exzellente Biere im Süden Deutschlands tummeln. Objekt der Begierde war das Paulaner Zwickl. Serviert bekamen wir es in der ansprechenden Flasche, gemeinsam mit dem passenden Humpen. Soviel Ordnung muss auch in einem Restaurant mit rheinischer Küche sein.

Das die Brauerei gemeinsame Sache mit dem roten Generator für Langeweile in der Bundesliga macht, tut nichts zur Sache. Schließlich produziert sie herausragende Biere, in ihrer Qualität konstant wie Philip Lahm, in Sachen Kreativität unschlagbar wie ein Pass von Xabi Alonso.

Wir gingen also spontan der Sache auf den Grund. Erst einmal stellte sich die Frage, was eigentlich ein Zwickl- bzw. Zwickel- oder auch Kellerbier ist und was die Paulaner Brauerei so macht. Anschließend erzählen wir euch, ob Paulaner für ihre Variante die Meisterschale verdient hat.

Nicht nur zum Lachen geht es in den Keller. Was ist eigentlich ein Zwickl?

Zwickl hört sich irgendwie schmerzhaft an. Die Wortherkunft steht allerdings in Zusammenhang mit einer der angenehmeren Aufgaben des Braumeisters. Mithilfe des „Zwickelhahns“ testet er die Ausreifung des Gerstensafts. Das ist nur möglich in Brauereien, die noch über einen Bierkeller im klassischen Stile verfügen.

Das Zwickl ist ein ungespundetes, ungefiltertes Bier mit wenig Kohlensäure. Es ist verwandt mit dem untergärigen, hellen Lager. Durch das Ausbleiben der Filterung verbleiben die Schweb- und Trübstoffe im Bier. Das macht es aus ernährungsphysiologischer Sicht wertvoller als die filtrierten Varianten. Es kommt entweder als Flaschenbier in den Handel oder wird im Anschluss an den Nachgärungsprozess direkt in der Gastwirtschaft ausgeschenkt.

Die Paulaner Brauerei – Viel mehr als nur eine kurze Geschichte aus dem Biergarten

Am 24. Februar 1634 beschwerten sich die bürgerlichen Münchner Brauer beim Bürgermeister. Sie forderten ein Verbot des Verkaufs des selbstgebrauten Bieres der Paulaner Mönche im Kloster Neudeck ob der Au. Die erste offizielle Erwähnung wurde zum Gründungsdatum der Paulaner Brauerei.

Seitdem steht der Name Paulaner für hohe Kompetenz in der Braukunst und die bayrische Lebensart. Aus der Brauerei in München-Langwied treten jährlich mehr als zwei Millionen Hektoliter ihre Reise in alle Welt an. Die Verbindung zur Heimat und authentischer Weissbiergenuss sind zwei der Markenzeichen der Münchner Institution.

Spritzig, dynamisch, treffsicher an den Geschmacksknospen – Das Paulaner Zwickl im Tasting von Craftbeer.de

Die schmucke Flasche trägt weniger Designelemente als Robben Haare auf dem Kopf. Paulaner nimmt mit der Bezeichnung naturtrüb das Aussehen vorweg. Die opake, bernsteinfarbene Flüssigkeit ruht unter einer feinporigen Schaumkrone mittleren Dickegrads.

Wir erschnuppern neben viel Hefe und Süße feine Noten von Pfirsich und Apfel. Es folgt ein für ein Zwickl überdurchschnittlich rezenter Antrunk und ein schön auskomponierter Körper, der nicht zur geschmacklichen Blutgrätsche ausholt, aber durchaus lecker und süffig daherkommt. Das Finish ist kurz und metallisch – eine übetriebene Verlängerung ist dank der köstlichen Erfahrung zuvor auch nicht zwingend erforderlich.

Unser Fazit – Prost! Und was die Liga angeht – schaun mer mal…

Das Paulaner Zwickl spielt erfrischend auf. Aus der Laune heraus waren wir durchaus geneigt, direkt ein weiteres zu bestellen. Ob es über den Zeitraum einer langen Biersaison bestehen kann, glauben wir eher nicht.

Artig gratulieren wir den Bayern (hoffentlich zum letzten Mal für lange Zeit) und gestehen uns zähneknirschend ein, dass die bayrische Braukunst der bayrischen Fussballkunst in nichts nachsteht. Sie ist allerdings viel aufregender als ein Heimspiel des Rekordmeisters gegen so manchen Ligakonkurrenten.
Naja, der begeißbockte Verein unseres Herzens entführt ja regelmäßig Punkte aus München. Warum sollten wir nicht auch das ein oder andere Bier-Highlight von dort mitnehmen?