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India Pale Ale – Geschmack, Geschichte & Herstellung

Das India Pale Ale ist mit Bewegung untrennbar verbunden. Es stellt den Prototyp für alle erfolgreichen Versuche zur Wiederbelebung alter Bierstile dar. Nicht nur in den USA ist es in aller Munde.
Doch wie ist es genau entstanden? Werfen wir einen Blick auf seine Geschichte! Anschließend geben wir Euch einen Überblick über die verschiedenen Varianten, die rund um den Globus gebraut werden.

Die Geschichte des India Pale Ales – bekannt oder doch ganz anders?

Die Ursprünge des India Pale Ales liegen im 18. Jahrhundert. Wie der Name vermuten lässt, ist es eine Variante des Pale Ales. Die Bezeichnung Pale Ale resultierte aus der Verwendung des Pale Malts, hellen Malzes, das sich farblich zwischen Pilsner und Wiener Malz einordnet.

Beim India Pale Ale handelt es sich um eine stärkere Version des Pale Ales, die sich durch einen stark hopfigen Charakter auszeichnet. Damit enden allerdings schon die bekannten Fakten.

Die gängige Geschichte des India Pale Ale

Oft lautet die Vita des India Pale Ales in der Kurzfassung wie folgt: Damit die in der Kronkolonie Indien stationierten britischen Soldaten heimisches Bier genießen konnten, braute man eine Pale Ale-Variante mit höherem Alkoholgehalt. Dadurch erhielt das Bier seine Haltbarkeit für die lange Seereise, denn den Suez-Kanal gab es damals noch nicht. In Indien angekommen, verdünnten die Soldaten das Bier 1:1 zu mit Wasser.

Soweit, so gut. Nur gibt es dafür keine historischen Belege. Weder besaß das India Pale Ale einen extrem erhöhten Alkoholgehalt, noch gibt es Beweise dafür, dass es am Bestimmungsort verdünnt wurde. Zudem vermuten neueste Forschungen, dass der Bierstil schon deutlich vor dem Export nach Indien in seiner historischen Form existierte und sich großer Beliebtheit erfreute.

Die wahren Ursprünge des IPA liegen also im Dunkeln. Die Geschichte der Verschiffung nach Indien lässt sich indes belegen.

Hodgson’s Bow Brewery und die East India Company

Die Hodgon’s Bow Brewery war die erste, deren Bier nach Indien transportiert wurde. Die Brauerei stellte Porter und October Beer her. Bei letzterem handelte es sich um ein helles, starkes Lagerbier, besonders populär bei den im 18. Jahrhundert nach Indien ausgewanderten Engländern. Mithilfe der East India Company, die im innerhalb von 100 Jahren seit 1600 zur Handelsmacht Nummer eins in der Welt aufgestiegen war, gelangte es in die Kolonie.

Aufgrund ihrer Nähe zu den East India Docks schauten die Offiziere der East India Company, bevor sie in See stachen gerne vorbei, und nahmen sich Bier mit. Die Frachträume der Schiffe waren nämlich leer, da der Fokus auf dem Import lag. Da bot es sich an, diese auf eigene Faust mit Bier zu füllen.

Wie bereits erwähnt, gibt es keinen Beleg dafür, dass sich unter den exportierten Bieren eines mit der Bezeichnung India Pale Ale befand. Fakt ist aber, dass neben Porter sogenannte Pale Stock Biere dazu gehörten.

Bei diesen war eine Lagerung von zwei bis drei Jahren vor dem Ausschank üblich. Zu den Pale Stock Bieren gehörte auch das October Beer aus der Bow Brewery. Allen gemeinsam ist eine helle Farbe und eine durstlöschende Spritzigkeit. Im heißen, schwülen Indien gediehen sie zu einer beliebten Erfrischung.

Wahrscheinlich nannte man es immer noch Pale Ale. Die ersten schriftlichen Nachweise, die eine Verbindung zwischen Pale Ale und Indien herstellten, datieren von einem Zeitpunkt fünfzig Jahre später. Die Bezeichnung India Pale Ale im Sinne eines Bierstil-Namens wird aber auch dort mit keinem Wort erwähnt.

Die Brauer aus Burton upon Trent

Um 1800 herum endeten die Handelsbeziehungen mit Russland. Aufgrund von Streitigkeiten hatte der Zar einen Bann ausgesprochen. Vor allem die Brauereien aus der Region Burton upon Trent guckten in die Röhre. Sie hatten zuvor eine Menge Bier in das russische Kaiserreich exportiert. Als sich die East India Company mit Hodgson zerstritt, war eine neue Chance für die dortigen Brauer gekommen.

Zu dem Bruch kam es, weil ab 1820 per Gesetz jedermann mit Indien Handel treiben durfte. Hodgson versuchte sich ab sofort selbst als Exporteur, worüber die Kapitäne der East India Company nicht sonderlich amüsiert waren.

Damit ihnen die lukrative Einnahmequelle nicht flöten ging, wandte sich Campbell Marjoribanks, der Direktor der East India Company, an die Brauerei Allsopp aus Burton upon Trent. Aufgrund seines Reichtums an Sulfaten und Kalzium eignete sich das dortige Brauwasser perfekt zur Herstellung heller Biere.

Allsopp entwickelte ein Rezept für ein Bier, dass sich an dem der Bow Brewery orientierte. Es entbrannte über zehn Jahre ein Kampf um die Vorherrschaft auf dem indischen Markt. Letztendlich gingen Allsop und Bass aus Burton als Sieger daraus hervor.

Für die erste Verschiffung des Bieres in Hogshead-Fässern zeichnete sich die Brauerei Charrington verantwortlich. Nach einem gelungenen Testlauf startete der regelmäßige Transport in die Städte Madras, Calcutta und Bombay.

Die Verbreitung Mitte des 19. Jahrhunderts

Spätestens um 1860 wurde das India Pale Ale unter diesem Namen an vielen Orten Großbrittaniens gebraut. Im späten 19. Jahrhundert ließen einige Brauer das „India“ im Namen wieder weg, obwohl sich das Bier vom Charakter nicht verändert hatte.

Zur selben Zeit braute man laut Aufzeichnungen bereits auch in Kanada und den Vereinigten Staaten IPAs. Auch nach Neuseeland und Australien wurde es exportiert und auch dort nahm man Veränderungen am Namen vor. Das IPA wurde zum Export Ale oder man blieb ganz simpel bei der Bezeichnung Pale Ale.

IPA im heutigen Großbrittanien

Die modernen Inkarnationen des IPAs auf der Insel präsentieren sich als eher moderate Version der historischen Vorbilder. Die Bittereinheiten variieren zwischen 40 und 60 IBU und der Alkoholgehalt zwischen 5 und 8 Vol.-% bzw. noch geringer. Daher ist die CAMRA (Campaign for Real Ale) bezüglich vieler aktueller britischer Vertreter dieses Bierstils der Meinung, dass sie die Bezeichnung zu unrecht tragen.

IPA in Nordamerika

IPAs in den USA und Kanada besitzen eine ähnlich lange Geschichte wie die in Großbrittanien. Nur orientiert man sich hier mehr am historischen Vorbild. Das schränkt die Experimentierfreude allerdings keineswegs ein. Verschiedenste Hopfensorten wie Amarillo, Cascade, Centennial, Citra, Columbus, Chinook, Simcoe, Neomexicanus, Tomahawk und Warrior werden verwendet.

So gut wie jede Brauerei bietet ihre Variante des India Pale Ales an. Gerade die Craftbeer-Bewegung gab dem alten Stil neuen Auftrieb. Es entwickelten sich diverse Varianten, die wir im Folgenden beleuchten möchten.

Herstellung und IPA-Varianten

Typisch für die Herstellung eines IPAs ist die Verwendung von Wasser mit einem hohen Mineralgehalt. Oft sind sie „hopfengestopft“. Mit dem Begriff bezeichnet man eine Hopfengabe, die erst nach der Hauptgärung erfolgt. Dazu wird der Hopfen in einen Beutel aus lebensmittelähnlichem Material, ähnlich einem Teebeutel, gesteckt. Die Reste des Hopfens werden entfernt, sobald sie sich am Gefäßboden abgesetzt haben.

IPA im Profil

Die Stammwürze eines IPA liegt bei 12,5 – 18,5 °P. Im Durchschnitt erreicht es eine Bittere von 40 – 60 IBU. Der Farbton variiert zwischen hellen, goldenen bis dunkel, kupferfarbenen Tönen. In Zahlen bedeutet das eine durchschnittliche Einordnung zwischen 11 und 30 EBC (Bernstein bis Kupfer).Oftmals nimmt das Bier bei geringer Serviertemperatur eine Kältetrübung an.

IPAs bestechen durch ihre Fruchtigkeit. Zudem kennzeichnet sie die deutliche Hopfenbetonung. Der Alkoholgehalt ist hoch. Zu den üblichen Aromen, die Nase und Gaumen im IPA entdecken, gehören Zitrus, Maracuja, Mango und Papaya sowie mittlere bis starke Esternoten. Die Bittere ist bereits im Antrunk präsent. Oftmals entfaltet sie ihre volle Kraft jedoch erst im Nachtrunk.

West Coast IPA

West Coast IPAs stammen von der amerikanischen Westküste. Durch die Nähe zu den Hopfenanbaugebieten des Pazifischen Nordwestens sind die West Coast IPAs deutlich hopfenbetonter als andere Varianten. Schon beim Kochen der Würze werden große Mengen davon hinzugegeben. Auch beim Kaltstopfen hält man sich nicht zurück. Typisch für das West Coast IPA sind Aromen tropischer Früchte sowie Anklänge von Pinie.

East Coast IPA

Das IPA von der amerikanischen Ostküste besitzt einen malzigeren Charakter als sein Vetter von der Westküste. Seine Brauer setzen europäische Hopfensorten, die für gewöhnlich ein würziges Aroma besitzen. Insgesamt kann man sagen, dass die Ostküstenvariante weniger bitter daherkommt.

New England IPA

Das New England IPA wird auch als Vermont IPA oder Milchshake-IPA bezeichnet. Im Gegensatz zu anderen IPAs ist es mehr oder weniger trüb. Weiterhin kennzeichnend für die Variante ist die relativ späte Zugabe des Hopfens im Whirlpool oder sogar erst während der Kältephase. Oft werden auch Hafer- oder Weizenflocken verwendet. Die NEIPAs schmecken fruchtiger und cremiger als ihre Kollegen.

Imperial IPA

Das Imperial IPA erfreut sich nicht nur an der Westküste der Vereinigten Staaten, sondern auch bei deutschen Brauern großer Beliebtheit. Prägend für seinen Geschmack sind eine außergewöhnlich hohe Menge an Hopfen und ein Alkoholgehalt, der über 7.5 Vol.-% liegt.

Brett IPA

Früher besaßen die Pale Ales vor ihrer Abreise nach Indien bereits ein hohes Alter. Dadurch waren viele bereits in Kontakt mit Brettanomyces-Hefen gekommen, die zur Fermentierung ihren Teil leisteten. Die Craftbrewer von heute machen sich die bessere Kenntnis der Eigenschaften von „Brett“ zunutze. So schaffen sie durch 100% Brettanomyces Fermentationen völlig neue Geschmackserlebnisse.

Black IPA

Durch Röstmalze erhält diese IPA-Variante eine Farbe, die an Porter oder Stout erinnert. Dennoch bewahrt sie sich das klassisch hopfige, exotische Fruchtaroma.

Session IPA

Beim Session IPA handelt es sich um eine leichtere Variante des IPA. Früher wurde es oft während der Arbeit getrunken. Die Grenze zum Pale Ale verschwimmt, auch wenn ein Session IPA in der Regel weniger gehopft ist.

Probier doch mal ein India Pale Ale!

Wir hoffen, Euch ein kleines Update der Geschichte des IPA liefern zu können. Auch wenn vieles im Unklaren liegt, ist die Entwicklung dieses Stils bis heute faszinierend.  Probieren geht über Studieren.

Wenn du mehr über die amerikanische Craftbeer-Szene erfahren möchtest, empfehlen wir dir dieses Buch.


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