Bier sollte – bis auf wenige und seltene Ausnahmen – immer aus einem dafür vorgesehenen Bierglas getrunken werden. Dieses hat einige Vorzüge gegenüber der Flasche, der Dose und auch gegenüber den in Bayern beliebten Steinkrügen: Man sieht, was man trinkt. Außerdem hat man eine bessere Kontrolle über die Bildung der Schaumkrone. Es bleibt zu bemerken, dass Bier aus jedem Glas getrunken werden kann, vorausgesetzt es ist sauber. In der Theorie klingt das erstmal einfach.
Warum gibt es nun so viele verschiedene Biergläser? Nun, jedes Bierglas besitzt seine eigene Geschichte. Es hilft dem Bier, sein Aroma zu entfalten, und eine entsprechende Schaumkrone zu bilden. Bier im richtigen Glas sieht also nicht nur schick aus, sondern hat auch einen praktischen Nutzen.
Worum handelt es sich bei einem neutralen Bierglas?
Da aber nur die wenigsten Menschen – meistens aus Platzgründen – für jedes Bier das richtige Glas besitzen, gibt es auch „neutrale Biergläser“ – zum Beispiel den sogenannten Willibecher oder das noch recht junge Teku-Glas. Dieses ist einem Weinglas nicht unähnlich und wird gerne für Degustationen gewählt. Bier-Sommeliers verwenden darüber hinaus gerne ein spezielles Sommelier-Bierglas, mit welchem sich auf Grund seiner Form die Bierfarbe gut „ablesen“ lässt. Wenn du kein passendes Glas zur Hand hast, nimm einfach ein schönes Weinglas
Die verschiedenen Biergläser im Überblick
Im Folgenden findet ihr eine Auflistung verschiedener Biergläser und eine Beschreibung, wie und für was man sie verwendet. Denn unter uns: Das Auge isst nicht nur mit, es trinkt auch mit. Würden wir uns nicht wundern, wenn wir eine Pilstulpe vorgesetzt bekämen, wenn wir in einem Kölner Brauhaus ein Kölsch bestellt haben?
Altbier-Becher
Der Altbier-Becher ist ein zylindrisches Bierglas, das etwas kleiner, dafür aber dicker als die Kölschstange ist. Für Alt gilt das Gleiche wie für Kölsch: direkt vom Fass und in kleinen Mengen steigert den Genuss.
Bierkrug (Seidel)
Die klassische Form des Bierkrugs ist im Grunde genommen ein kleines dickes Glas mit Griff. Inzwischen gibt es aber auch schmale und dabei hohe Krüge, welche sich besonders gut zum Anstoßen eignen.
Export-Becher
Dabei handelt es sich, wie der Name schon sagt, um einen Becher für Exportbier. Da Exportbiere in Deutschland ein wenig in Vergessenheit geraten sind, nimmt man für Exportbiere auch gerne den Willibecher.
Kölschstange
Die Kölschstange ist ein schmales, zylindrisches Gefäß, welches 0,2 Liter fasst. Aufgrund der kleinen Menge wird das Bier niemals schal und es kann zügig vom Fass nachgezapft werden.
Denn im Gegensatz zu anderen Orten Deutschlands vergnügt sich der Kölner in den meisten Fällen direkt mit ganzen Fässern. Durch die geringe Oberfläche ensteht wenig CO2 Verlust. Die schmale Glasform lässt das Bier schnell über die Zungenspitze nach hinten und vorbei an den Zungenrändern fließen.
Maßkrug
Er ist auch bekannt als bayrischer Maßkrug, der vor allem auf dem Münchner Oktoberfest Verwendung findet und einen Liter Bier fasst.
Ein Maßkrug wiegt über ein Kilo (leer!), entsprechend wird der Bedienung beim Servieren jedes Mal eine Höchstleistung abverlangt. Getrunken wird aus ihm das spezielle gebraute Oktoberfestbier bzw. sogenanntes Helles.
Pils-Tulpe
Eine Pils-Tulpe ist wohl das bekannteste Bierglas in Deutschland, ebenso wie Pils das am weitesten verbreitete Bier in Deutschland ist. Die Pils-Tulpen der verschiedenen Marken unterscheiden sich in den meisten Fällen nur durch das aufgedruckte Markenlogo. Eine Tulpe ist ein hohes und dabei schmales Glas. Pils kann aber auch aus Pokalen getrunken werden, die kleiner und bauchiger als die Tulpen sind.
Pint & Half Pint
Im englischsprachigen Raum sind das Pintglas und sein kleiner Bruder, das Half Pint (Ladies Beer) die meist verbreitete Glasform. Ein Pint entspricht in England 568 ml, in den USA 473 ml. In Australien hat sich das „metric pint“ mit 500 ml durchgesetzt.
Im Gegensatz zu den kontinentalen Bieren verfügen die Pint-Gläser nicht über einen Füllstich, sondern werden quasi bis zum Rand gefüllt und der Schaum abgestrichen. Das volle Glas entspricht dem Pint. Von der Form handelt es sich um einen nach oben weiter werdenden Becher, oft mit einer „griffigen“ Auswölbung im oberen Drittel.
Darüber hinaus verfügt ein Pintglas über einen sogenannten Moussierpunkt. Dieser sorgt dafür, dass die Kohlensäure von der Mitte des Glases senkrecht nach oben steigt – ähnlich wie an einer Perlenkette lang gezogen.
Berliner-Weiße-Pokal / belgischer Pokal
Dieses Glas kann man fast schon als flach bezeichnen. Es wird für Berliner Weiße benutzt und ist somit im Großraum Berlin stark verbreitet.
Natürlich können Sie die Berliner Weiße bundesweit in jedem gut sortierten Getränkemarkt erstehen. Auch für die Trappistenbiere und Abteibiere sind Pokale die ideale Glasform.
Halbe
Hierbei handelt es sich um die große Form des Willibechers – vom Volumen eine halbe Maß, also ein halber Liter.
Kelch / Craft-Bier-Glas
Nicht nur die Ritter der Tafelrunde haben ihre Getränke in Kelchen zu sich genommen, auch kräftige oder hochwertige Biere werden gerne in Kelchen serviert. Hierbei handelt es sich um Gläser, die nach oben weit geöffnet sind. Das Bier kann in Kelchen besonders gut atmen und damit sein volles Aroma entfalten. Außerdem ermöglicht die Form eine besonders schöne Schaumkrone und dadurch, dass man das Glas an dem Stiel anpacken kann, wird das Bier nicht zu schnell erwärmt.
Der Kelch wird gerne zum Verkosten von Bier genutzt und zum Genießen besonderer Craftbiere, Geuze, Triple oder Dubbel.
Weißbierglas
Das Weißbierglas ist ein hohes, geschwungenes Glas, das im Normalfall eine ganze Flasche, also 0,5 Liter fasst. Bei Weißbiergläsern ist darauf zu achten, dass langsam eingeschenkt wird, da Weißbier wegen des höheren CO2 Gehalts zu stärkerer Schaumbildung neigt.
Willibecher
Nur die wenigsten Menschen dürften für jede Biersorte das richtige Glas zu Hause im Schrank haben. Aus diesem Grund gibt es den sogenannten Willi-Becher, der auch gerne in der Gastronomie Verwendung findet. Ein Willi-Becher ist dünnwandig und kühlt nach dem Bad im Spülbecken rascher aus als Gläser, deren Wände dicker sind.
Stein-Krug
Der Steinkrug ist wohl als Urvater aller Biergläser zu bezeichnen, findet heute aber kaum noch Verbreitung. Er ist durch den Bierkrug aus Glas abgelöst worden. Steinkrüge haben heutzutage fast nur noch repräsentative Aufgaben, und sie fallen vor allem durch die auf ihnen aufgebrachten Bilder auf. Es gibt sie mit und ohne Deckel.
Weitere Formen von Biergläsern
Dies war nur eine kleine Auswahl an Biergläsern. Wie schon zuvor erwähnt, gibt es so viele Gläser wie Sorten. Erwähnt werden sollte hier noch der sogenannte Pitcher, der 1-2 Liter Bier fasst. Die Bedienung serviert, vor allem im Ausland, Bier in einem Pitcher, und stellt ein oder mehrere Biergläser hinzu. Der Gast kann sich dann aus dem Pitcher selbst bedienen.
Erwähnt werden sollte auch der sogenannte Stiefel, wie er in vielen Kneipen zu finden ist. Von einem Bierglas kann hier aufgrund der Größe oft nicht mehr gesprochen werden. Er ist besonders bei Sportclubs beliebt, da er – bei einer Füllmenge von mehreren Litern – im Normalfall ausreicht, um den ganzen Club einen Schluck kühlen Biers zu sich nehmen zu lassen. Natürlich bildet der Stiefel auch die Grundlage zu einigen Thekenspielen, fragen Sie einfach mal den Wirt in Ihrer Stammkneipe.
Ihr fragt euch nun sicher, ob ihr wirklich anstatt des Essservices eine Sammlung an Biergläsern in euren Küchenschrank stellen solltet. Die Antwort ist wohl nein. Mit ein paar Biergläsern eures bevorzugten Bierstils (z. B. Pilstulpen, Weizengläsern oder Kölschgläsern) sowie einigen Willi-Bechern und ein paar Weingläsern seid ihr für die allermeisten Bierfälle gut vorbereitet.