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Hopfenmarkt profi- tiert von Bier-Trend

Deutschland Brauer und Rohstoffzulieferanten sind auf einem guten gemeinsamen Weg, das Bierimage über die traditionellen Werte hinaus um den Bereich des wertvollen Genussgetränks zu ergänzen. Im Rahmen der BrauBeviale in Nürnberg konnte der Deutsche Hopfenwirtschaftsverband e.V. und sein Geschäftsführer Josef Grauvogl mit Repräsentanten der Brau- und Hopfenwirtschaft die aktuelle Situation am Hopfenmarkt präsentieren.

Peter Hintermeier, 1. Vorsitzender Deutscher Hopfenwirtschaftsverband e.V. stieg die Weltanbaufläche 2014 zum ersten Mal seit 2008 wieder an. Sie beträgt nun rund 48.000 Hektar. Die Welternte dürfte noch ersten Zahlen bei rund 95.500 Tonnen Hopfen liegen, ein Plus von rund 12.300 Tonnen gegenüber dem Vorjahr. Dementsprechend fiel auch die Erntemenge gemessen in Tonnen Alphasäure mit insgesamt rund 9.200 Tonnen um gut 1.000 Tonnen höher aus als 2013. Während 2008 noch einen Alphabedarf der Brauindustrie und der Industrien außerhalb des Brausektors von rund 7.600 Tonnen Alpha bestand, so dürfte dieser im Braujahr 2015 bei 9.700 Tonnen liegen. Damit wird aber auch deutlich, dass bei der genannten Ernte von 9.200 Tonnen Alphasäure erneut ein Defizit entstehen wird. 40 % der Welternte kommen alleine aus Deutschland. Die USA ernteten nach den aktuellen Schätzungen ca. 32.900 Tonnen Hopfen oder 3.600 Tonnen Alphasäure.

Das sind etwa 34 % der Hopfen – bzw. 39 % der Weltalphaernte. Deutschland produzierte damit sowohl absolut als auch relativ deutlich mehr Hopfen und Alphasäure als die USA. Der Hopfenanbau in China fällt mit ca. 5.700 Tonnen Hopfen oder 340 Tonnen Alphasäure erstmals seit vielen Jahren hinter Tschechien (6.000 Tonnen) zurück. Bei der Beurteilung des Welthopfenmarkts spielen laut Hintermeier zwei Faktoren eine wichtige Rolle: Die ungebrochene Zunahme der Craftbeer-Industrie am weltweiten Hopfenverbrauch und die geopolitische Lage, insbesondere in der Ukraine und den arabischen Staaten. Der steigende Anteil der Craftbeer-Industrie am Hopfenverbrauch beeinflusst nicht nur entscheidend die Weltalphabilanz sondern auch die Struktur des Sortenanbaus in den hopfenproduzierenden Ländern. Die Folge für den Hopfenmarkt ist schon seit Ende 2013 erkennbar. Die Vertragspreise für Hochalphasorten und in der Folge auch für die weiteren Sorten sind in Deutschland seitdem zunächst leicht, dann deutlich ansteigend, was auch zuletzt zu Flächenausweitungen führte.

Dr. Johann Pichlmaier, Präsident Verband deutscher Hopfenpflanzer e.V., wies darauf hin,dass in Bezug auf die Hektarerträge nahezu alle Sorten in allen deutschen Anbaugebieten überdurchschnittlich abgeschnitten haben. Lediglich die Sorte Magnum kam nur auf Normalwerte. Besonders erfreulich fielen die Erträge bei den neuen Sorten Mandarina Bavaria, Hallertau Blanc und Huell Melon aus. Aber auch Herkules hat sehr positiv überrascht. Ein differenzierteres Bild zeigen die Alphasäuren in den Hopfen. Dies ist durchaus überraschend, weil nach bisherigen Erfahrungen gute Erträge immer auch mit guten Alphasäurewerten verbunden waren und umgekehrt. So liegen die Werte bei den Sorten Perle, Herkules und Taurus über dem mehrjährigen Mittel, während Magnum, Tradition und Select unter demDurchschnitt sind. Die Preise für Aromahopfenpflanzen liegen bei durchschnittlich 4,80 Euro je Kg für Alpha-Sorten bei 24 Euro/kg. 90 prozent der Ernte dürfen maximal unter kontrakt vermarktet werden. Aktuell liegt der Wert bei 85 Prozent.

Die deutsche Hopfenernte dürfte im Vorfeld zu mehr als 80% über Vorverträge zu fixierten Preisen verkauft gewesen sein. Für die Freihopfen wurden bereits sehr früh Mindestpreise bzw. Anzahlungspreise auf einem Niveau angeboten, das in Anbetracht der guten Erntemengen größtenteils sehr erfreulich war. Pichlmaier: „Der Hopfen ist als Bierrohstoff wieder spannend geworden.“

Stefan Stang, Geschäftsführer Private Brauereien Bayern e. V. sieht die Struktur der Braubranche in Deutschland nach wie vor als sehr stabil an mit derzeit bundesweit 1.349 Braustätten, was einem Zuwachs von 9 Brauereien im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Seit 2009 hat die Größenklasse von Brauereien bis 50.000 hl um 36 Braustätten zugenommen, während in der Klasse mit Brauereien größer 50.000 hl 18 Braustätten weniger aufgelistet werden. Das dokumentiert eine zunehmend mittelständische Ausprägung unserer Branche. Über 90 % aller Brauereien in Deutschland sind regionale, mittelständische und inhabergeführte Unternehmen. Diese brauen ihre Biere handwerklich in traditioneller Herstellung.

Gemäß der Definition sind diese Brauereien also eigentlich alle echte Craft Brewer. Walter König, Geschäftsführer des Bayerischen Brauerbundes e.V. wies darauf hin, dass jedes 5. bayrische bier bereits in den Export „ins echte Ausland“ geht. Für ihn wären analog zum Hopfen auch bei der Braugerste in Zukunft Abnahmeverträge von 2 bis 3 Jahre Dauer „wünschenswert“.

Quelle: Fachjournalist Herbert Latz-Weber/ www.infodienst.de