Der eine bestellt ein Weizenbier, der andere ein Weißbier. Doch wo genau liegt der Unterschied? – Es gibt keinen. Mit beiden Namen ist das obergärige, wahlweise kristallklare oder trübe Bier gemeint, das einen Mindestanteil (50 Prozent) an Weizenmalz besitzt. Den Begriff Weißbier verwendet man vor allem in Bayern, während im Norden eher vom Weizenbier gesprochen wird. Da Weizenbier bei seiner Lagerung hoch gespundet wird, besitzt es im Vergleich zu anderen Biersorten einen relativ hohen Gehalt an Kohlensäure. Diese und auch der fruchtige Geschmack machen es so erfrischend.
Gerade im Sommer, wenn sich Jung und Alt in den Restaurants und Biergärten treffen, erfreut es sich großer Beliebtheit. Erfahre in diesem Artikel alles über das flüssige Gold.
Das Bier des Adels – eine Erfolgsgeschichte
Das bayerischste aller Biere erfreute sich bereits in früheren Jahrhunderten großer Beliebtheit, wobei bürgerliche wie adelige Braumeister bei der Herstellung miteinander konkurrierten. Dies änderte sich allerdings schlagartig, als im Jahr 1567 das bayerische Herrscherhaus ein Verbot von Weizenbier verhängte. Die Begründung, dass es ein unnützes Getränk sei, das weder nähre noch führe, weder Kraft noch Macht gäbe und lediglich zum Trinken reize, war allerdings nur eine Ausrede. Denn aufgrund der damaligen Weizenknappheit sollte das kostbare Getreide nicht mehr zum Bierbrauen benutzt werden.
Allein das Geschlecht der Degenberger erhielt weiterhin die Erlaubnis zum Brauen des Weizenbiers. Mit dem Tod des letzten Sprosses fiel das Weißbiermonopol wieder an das bayerische Herrscherhaus zurück und das Weizenbier wurde fortan in München genau an jenem Ort, an dem heute das Hofbräuhaus steht, gebraut.
Das Weißbiermonopol im Detail
Bis zum 17. Jahrhundert war das Brauen von Bier unter Zugabe von Weizen ausdrücklich verboten. Dieses Privileg beanspruchte der bayerische Regent Fürst Wilhelm IV. vom Geschlecht der Wittelsbacher für sich. Im Jahre 1520 übertrug er dieses Weißbiermonopol dem Fürsten Hans VI. von Degenberg, der das alleinige Recht erhielt, weißes Bier zu brauen und zu veräußern. Als das Degenbergsche Geschlecht ausstarb, fiel das Monopol wieder an den damaligen Regenten Maximilian I. von Wittelsbach. Dieser rettete mit den Einnahmen aus seinen Brauereien Bayern vor dem Bankrott.
Mitte des 18. Jahrhunderts geriet das kurfürstliche Weizenbier für eine Zeitlang aus der Mode, sodass es kaum noch Einnahmen für das Herrscherhaus hergab. Dieses verzichtete von nun an auf sein Privileg, und so erhielten auch die Brauer auf dem Land die Erlaubnis, Weißbier zu produzieren.
Reinheitsgebot und Zutaten des Weizenbiers
Das Reinheitsgebot wurde im Jahr 1516 von den bayerischen Herzögen Wilhelm IV. und Ludwig X. in Ingolstadt erlassen und wirkt sich bis heute noch auf die deutsche Braukunst aus. Durch die Festlegung von Preisen und Rohstoffen sollten die Bürger vor minderwertigen oder gar schädlichen Zusatzstoffen geschützt werden.
Heute erlaubt das Reinheitsgebot die Rohstoffe Malz, Hopfen, Hefe und Wasser. Weizenbiere können filtriert und klar oder unfiltriert bis trüb sein. Ebensolche Unterschiede gibt es in der Farbe des Bieres, da diese von der Malzart abhängt – von hell, goldgelb bis hin zu dunkelbraun ist hier alles möglich. Der Alkoholgehalt liegt zwischen 5 – 6 Volumenprozent. Mindestens 50 Prozent des verwendeten Malzes müssen aus Weizen sein, damit sich das Bier Weißbier nennen darf, wobei die meisten Brauer in der Regel etwa 60 bis 70 Prozent verwenden. Der Rest besteht oft aus Pilsener Malz, während Hopfen eher sparsam verwendet wird, um dem Weizenbier eine leicht bittere Note zu geben.
Welche Sorten von Weizenbier gibt es?
Langeweile kommt beim Weißbier auf jeden Fall nicht so schnell auf, denn es gibt genügend Abwechslung:
Hefeweizen
Die ungefilterte, natürtrübe Variante ist die bekannteste der Weizenbiere. Die Trübung entsteht durch die verwendete Hefe, sie wird auch als Hefetrüb bezeichnet. Das Hefeweizen kann fruchtige Aromen wie Banane, Apfel, Birne oder Nelke enthalten.
Kristallweizen
Bei der zweitbeliebtesten Weizenbiersorte handelt es sich um eine gefilterte Variante des Hefeweizens, wobei man munkelt, dass sich die Aromen im Bier durch die Filterung besser entfalten können. Früher nannte man das Kristallweizen auch „Champagnerweizen“, weil es eben wie der Champagner klar, hell und spritzig ist.
Dunkles Hefeweizen
Eher ein Bier für Kenner ist das dunkle Hefeweizen, das einen malzigen und karamelligen Charakter mit ausgeprägtem Fruchtaroma besitzt.
Steinweizen
Die Biersorte ist kaum noch auf dem Markt vertreten. Als es noch keine Kupferkessel gab, stellte man in der Vergangenheit die Maische in Holzkübeln her. Um die Holzkübel zum Kochen zu bringen, verwendete man große Steine, die man auf 600 Grad erhitzte und in die Kübel hineinlegte. Die Maische karamellisierte um die heißen Steine herum, daher hat das Steinweizen eine leichte Karamellnote.
Weizenbock
Der bernsteingelbe bis rubinbraune Weizenbock zählt zu den Starkbieren und hat einen satten Alkoholgehalt von 7 bis 10 Vol.-%. Die Biersorte gibt es als helle oder dunkle Variante.
Hat Weizenbier mehr Kalorien als Pils?
Verglichen mit dem klassischen Pils liegt Weizenbier in der Regel meist etwas schwerer im Magen. Das heißt aber nicht, dass es mit deutlich mehr Kalorien zu Buche schlägt, denn 100 Milliliter Pils haben etwa 36-45 Kalorien, ein Weizenbier enthält bei gleicher Menge 40-52 Kalorien. Beide Biere sollten also nicht literweise konsumiert werden, zumal der Alkohol auch die Fettverbrennung hemmt. Wer Kalorien sparen will, sollte sich auf das alkoholfreie Weizenbier konzentrieren – da kommen auf 100 ml lediglich ca. 20 Kalorien!
Lange Rede kurzer Sinn: die Auswahl an Weizenbieren ist nicht nur groß, sondern auch verlockend lecker! Genießt es einfach, und geht davor oder danach eine Runde spazieren 😉